Lehm ist einer der ältesten Baustoffe der Menschheitsgeschichte. Im Zuge der Kunststoffindustrialisierung hat dieser bewährte Baustoff jedoch an Popularität verloren und geriet im Baugewerbe weitestgehend in Vergessenheit.
Die zunehmende Verbreitung von Zivilisationskrankheiten, wie Allergien, Übergewicht und Krebs, sowie der wachsenden gesundheitlichen Aufklärung der Bevölkerung führte in den letzten Jahren zu einer Rückbesinnung auf Qualität und Nachhaltigkeit.
Dieser Wandel zum gesunden Leben holt Lehm als Baustoff aus der Öko-Nische zurück in das Bewusstsein der Menschen.
Eigenschaften von Lehm
Lehm ist eine Verbindung aus Ton, Schluff (feinster Sand) und Sand, sowie Kies oder Steinen. Diese Zusammensetzung ist nicht festgelegt und somit besteht für Lehmbaustoffe keine festgesetzte Norm. Je nach Standort variiert die Mischung der Bestandteile. Lehm entsteht durch Verwitterung oder Ablagerungen und wird je nach Entstehung (an einem Gletscher, Hang oder Fluss) unterschieden.
Als natürlicher Baustoff ist Lehm diffusionsoffen, das bedeutet, er ist in der Lage, die Luftfeuchtigkeit der Raumluft aufzunehmen und nach außen zu transportieren.
Lehm eignet sich mit seinen vielfältigen Eigenschaften hervorragend als Baustoff. Nicht nur die Sanierung alter Häuser kann von diesen profitieren, auch in modernen Bauprojekten kommt Lehm wieder vermehrt zum Einsatz.
Vorteile
- Lehm ist vor Ort verfügbar
- Lehm braucht wenig Energie zur Herstellung
- Lehm ist wiederverwendbar
- Lehm hat eine sehr lange Lebensdauer
- Lehm schützt vor Schall
- Lehm ist diffusionsoffen
- Lehm ist energieeffizient
- Lehm schützt Holz durch die Aufnahme von Feuchtigkeit
- Lehm schafft ein angenehmes Raumklima
- Lehm ist gesundheitlich unbedenklich
- Lehm ist kein Sondermüll
Nachteile
- Lehm schwindet beim Austrocknen
- Lehm arbeitet: durch Wasseraufnahme verändert er sein Volumen
- Lehm verwittert bei anhaltender, hoher Feuchtigkeit
- Lehm ist Frostempfindlich da er Wasser bindet
Unsere Lehmprodukte
Stampflehm/ Mauerwerk
Stampflehm bezeichnet das Verbauen von Lehm in seiner ursprünglichen Form. Dabei wird erdfeuchter Lehm in stabile Schalungen gefüllt und mit speziellen Stampftechniken verdichtet. Anschließend wird die Verschalung entfernt und eine tragfähige Lehmmauer ist entstanden. Im Gegensatz zu Betonmauern, die eine Abbindezeit benötigen, trocknet der so geformte Lehm an der Luft. Der Stampflehm wird je nach Standort und Verwendung vor möglicher Witterung geschützt, kann aber auch nach innen sichtbar bleiben. Stampflehm kann mit verschiedenen Farben eingefärbt werden, meist jedoch wird auf Anstriche und weitere Putze verzichtet und der Lehm wird natürlich belassen. Da die direkte Verarbeitung von Stampflehm mit einem gewissen Aufwand und einer längeren Trockenzeit verbunden ist, bieten Firmen wie Claytec vorgefertigte Stampflehmbauteile und –elemente an. Meist werden Stampflehmwände aus architektonisch ästhetischen Gründen verbaut. Stampflehm kommt auch im Bau von Böden zum Einsatz.
Neben dem Stampflehm ist es auch möglich, das Mauerwerk aus Lehmsteinen und Lehmmörtel zu fertigen, welche entsprechend dem traditionellen Mauerhandwerk verarbeitet werden.
Lehmdämmung mit Versatzstoffen wie Stroh und Schilf
Die Lehminnendämmung kann mit verschiedenen Lehmprodukten umgesetzt werden. Verwendet wird hierbei entweder eine Leichtlehmschüttung, die trocken oder feucht ist, eine Holzfaserdämmplatte mit Lehmputz oder eine Kombination aus beidem. Der Leichtlehm ist eine Mischung aus Lehm und mineralischen oder organischen Leichtzuschlägen, wie Hanf, Stroh oder Schilf. Er kann entweder in feuchter Form mit einer Innenschale direkt an die Wand angebracht werden oder als Leichtlehmschüttung in einen geschaffenen Hohlraum geschüttet werden. Dieser Hohlraum entsteht zwischen der zu dämmenden Wand und Leichtlehmsteinen oder Lehmbauplatten.
Die zweite Möglichkeit, ohne Leichtlehmschüttung zu dämmen, besteht darin, eine mit Lehm verputze Holzfaser- oder Schilfrohrdämmplatte an die Wand anzubringen. Die Innendämmung mit Lehm wird besonders in Altbauten angewandt, eignet sich aber auch für Neubauten.
Lehmbausteine
Lehmbausteine sind luftgetrocknete Steine aus Lehmmaterialen und werden im Trockenbau verwendet. Sie werden zum Errichten von Außen-, Zwischen- und tragenden Wänden, als Schallschutz oder zum Ausmauern von Gefachen genutzt. Des Weiteren kommen sie auch als Dämmung der Innenwände zum Einsatz.
Lehmbauplatten
Lehmbauplatten finden unter anderem im Trockenbau der Innenwände Anwendung. Neben Lehm enthalten sie Zuschlagstoffe wie Strohhäcksel, Hanf oder ähnliche pflanzliche Fasern. Der Zusatz solcher Stoffe stabilisiert diese nicht nur, sondern senkt auch deren Gewicht, was die Verarbeitung erleichtert. Manche Anbieter großer Lehmbauplatten verwenden zusätzlich ein Gittergewebe aus Jute oder Glas. Neben dem Errichten von Innenwänden werden sie auch zur Verkleidung abgehängter Decken, zur Dämmung, als Putzträgerplatten oder als Alternative zum feuchten Lehmputz verwendet. Die Platten werden auf Holzständerwerke oder auf bereits bestehende Wände geschraubt.
Lehmputz
Lehmputz wird zum Verputzen von Innenwänden genutzt und wird nach seiner Zusammensetzung und anhand der Körnung unterschieden. Sie werden in Mauermörtel, Unter-/Universalputz, Oberputz und Feinputz eingeteilt. Der Mauermörtel dient zum vermauern von Steinen und ist eine gängige Alternative zum Zement. Der Unterputz, oder auch Universalputz, ist die erste Putzschicht. Sie dient der Ausbesserung von Unebenheiten des Untergrunds oder zur Reparatur. Der Oberputz ist die zweite Putzschicht, kann aber auch je nach optischen Belieben als letzte Putzschicht verwendet werden. Abschließend wird der Feinputz aufgetragen, der durch verschiedene Pigmente, Zusatzstoffe (wie Strohfasern, Granitsplitter, Perlmutt, Tierhaare, Kräuter u.v.m.) und Auftragstechniken in Edelputz, Dekorputz und Strukturputz unterschieden wird. Neben den verschiedenen Zusatzstoffen bringt die Färbung durch unterschiedliche Pigmente Vielfalt in die Wandgestaltung.
Neben der ansprechenden Optik bieten Lehmputze noch weitere Vorteile: sie beeinflussen das Raumklima positiv, transportieren Feuchtigkeit, sind leicht anzuwenden, trocknen ohne Lösungsmittel, sind elektrostatisch neutral, binden Geruchs- und Schadstoffe, sind deckend und Ressourcen schonend.
Lehmfarbe
Die Lehmfarbe zählt eigentlich zu den Putzen, doch aufgrund ihrer Feinkörnigkeit und der daraus resultierenden einfachen Streichfähigkeit wird sie als Farbe bezeichnet. Auch sie ist mit verschiedenen Pigmenten einzufärben. Lehmfarbe ist diffusionsoffen und die gängige Alternative zu chemisch hergestellten Wandfarben.
Lehmfugenfüller
Der Lehmfugenfüller besteht neben Lehm aus Kork, Blähglas, Talkum, Cellulose und pflanzliches Verdickungsmittel. Damit bildet er die natürliche Alternative zu herkömmlichen Fugenfüllern, die mit chemischen Kunststoffen hergestellt werden. Neben Fugen eignet er sich auch zum Füllen von kleinen Holzschwundrissen oder Dübellöchern.
Vergleich von Gipskartonplatten und Lehmbauplatten
Lehmbauplatten | Gipskartonplatten | |
Ökobilanz |
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Preis |
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Hitzeschutz (im Sommer) |
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Verarbeitung |
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