Edle Kalkoberflächen und wie sie hergestellt werden
Tadelakt ist eine ursprünglich aus Marokko stammende Putztechnik für den Innenbereich, deren Ursprünge bereits viele Jahrtausende zurück in der Antike liegen. Damals wurde dieser Edelputz vor allem für die traditionellen Dampfbäder, die Hamams, genutzt. Aufgrund seines außergewöhnlichen und edlen Erscheinungsbildes ist er nicht nur in Marokko, sondern auch schon längst in vielen anderen Ländern ein Trend im Bereich der Innenraumgestaltung, insbesondere beim Bau von hochwertigen Bädern. Auch für diverse andere Zwecke wie die Gestaltung von Böden, Wänden und Anrichten, bis zur Nutzung für den kompletten Bau einer kompletten Arbeitsfläche ist dieser spezielle Kalkputz geeignet. Mit dieser Putztechnik kann eine fugenlose, diffusionsoffene Oberfläche entstehen, die eine einfache Reinigung ermöglicht und bei richtiger Pflege weder Schimmel noch Verfärbungen eine Chance lässt. In diesem Artikel werden nützliche Informationen über Tadelakt gegeben, gefolgt von einer Anleitung für die korrekte Verarbeitung.
Zur effizienten und optisch ansprechenden Oberflächenveredelung mit Tadelakt ist handwerkliches Geschick und ausreichend Zeit notwendig. Ist keine Handwerkserfahrung vorhanden, ist es empfehlenswert ein Glättetechnik-Seminar zu besuchen oder die Verarbeitung von professionellem Fachpersonal erledigen zu lassen.
Zusammensetzung von Tadelakt
Tadelakt ist ein Kalkedelputz aus mineralischen Bestandteilen, vorwiegend aus hydraulischem Muschelkalk, der ursprünglich aus den umliegenden Gebieten von Marrakesch gewonnen wurde. Heutzutage wird der Putz auch in europäischen Regionen hergestellt, wobei Kalkhydrate mit Zusätzen, wie Quarzsanden, Marmorsanden und Methylcellulose versetzt werden.
Eigenschaften
Durch starkes Verdichten des Putzes ergibt sich eine einzigartig glänzende, wasserfeste Oberfläche. Nach der Behandlung mit Seife ist Tadelakt wasserabweisend, bleibt dabei aber aufgrund der offenporigen Struktur des Kalks diffusionsoffen. Bereiche, die längere Zeit befeuchtet werden, nehmen Wasser auf und dunkeln vorrübergehend nach. Nach der Trocknung hellt das Material wieder auf. Dadurch ist dieser Putz sehr gut für die Wand- und Bodengestaltung in Räumen mit einem hohen Feuchtigkeitsaufkommen, wie Küche und Bad geeignet und man kann damit selbst Waschbecken und Badewannen herstellen. Das Material bekommt mit der Zeit einzigartige Gebrauchsspuren, die sich gut in die außergewöhnliche Putzstruktur einfügen und der Fläche einen lebendigen Charakter verleihen. Aufgrund dessen, dass es sich bei Tadelakt um einen Putz auf Kalkbasis handelt, ist er antibakteriell und schimmelabweisend. Sein hoher pH-Wert von 12,5 macht ihn zu einem alkalischen Baumaterial, welches praktisch keinen Nährboden für Schimmel bietet, solange die Oberfläche ungehindert abtrocknen kann. Die natürlich weiße Farbe des Tadelakts kann durch die Hinzugabe von kalkechten Farbpigmenten abgetönt und so nach eigenem Wunsch farbig gestaltet werden.
Die Vorteile auf einen Blick:
- Wasserabweisend
- Emissionsfrei
- Antibakteriell & schimmelhemmend
- Für Nassbereiche geeignet
- Fungizid
- Alkalisch
- Diffusionsoffen
- Geruchsneutral
- Stoßfest & belastbar
- Schmutzunempfindlich
- Kunstftofffrei & recyclebar
- Langlebig
Was benötigt wird:
- Kaseingrundierung & Kalk-Haftputz
- Tadelakt
- Rührwerk
- Farbpigmente nach Wunsch
- Glättekelle
- Polierstein
- Glätteseife oder andere Olivenölseife
- Abdeckfolie oder andere Plastikfolie
- Schutzkleidung
Vorbereitung des Untergrundes
Als Untergrund für die Verarbeitung von Tadelakt eignen sich besonders gut mineralische, raue und saugfähige Oberflächen. Kalkputz oder Zementputz bieten eine gute Basis und benötigen keine Untergrundbehandlung. Plattenuntergründe oder andere Untergründe die wenig Haftung bieten, wie Beton oder Gipsputze, müssen mit Kalk-Haftputz vorbereitet werden, der optional auf eine Kaseingrundierung aufgetragen wird. Lehmputze sollten nicht als Grundlage für Tadelakt verwendet werden. Vor dem Auftragen des Putzes befreit man die Fläche von Staub und Verschmutzungen. Für eine bessere Haftung ist es ratsam die Oberfläche mit Hilfe einer Sprühflasche mit Wasser zu befeuchten.
Anrühren
Um das Tadelaktpulver verarbeitbar zu machen, muss es mithilfe eines Rührwerk mit Wasser vermengt werden. Dabei wird 1 kg Pulver mit etwa 250-350 ml Flüssigkeit verquirlt. Anschließend muss der angemischte Putz etwa eine halbe Stunde ruhen, bevor das Ganze nochmals aufgerührt wird. Danach ist der Tadelaktputz innerhalb von 8 bis 10 Stunden zu verarbeiten.
Abtönen mit Pigmenten
Nach Wunsch können der Masse auch noch Farbpigmente hinzugefügt werden, um ein individuelles, farbiges Wandbild zu erzeugen. Dabei werden die Pigmente mit einer geringen Menge Wasser vermengt und noch vor dem Hinzufügen des Tadelaktpulvers in das Anmachwasser gegeben. Alternativ kann man sie auch der bereits fertigen Tadelaktmischung zugeben. Die farbigen Zusätze sollten maximal 10 % des Gewichts des Tadelaktpulvers wiegen und wenn es sich um Produkte auf Eisenoxid- oder Titanweiß-Basis handelt, maximal 5 %.
Durchführung
Für das Auftragen des Tadelaktes sollte ausreichend Zeit eingeplant werden, da selbst erfahrenes Fachpersonal im Normalfall nur wenige Quadratmeter Fläche am Tag mit diesem Putz fertigstellen kann. Das Auftragen erfolgt in zwei Schichten, die noch am selben Tag mit Seife behandelt werden müssen. Die gesamte Putzschicht hat eine Dicke von etwa 3 mm. Bei der Arbeit mit Tadelakt sollte Schutzkleidung, bestehend aus Maske, Schutzbrille und Handschuhen, getragen werden.
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Schicht
brDie erste dünne Tadelaktschicht (etwa 1-1,5 mm) wird gleichmäßig mit einer Kelle aufgetragen und anschließend etwas ruhen gelassen, so dass sie anziehen kann. Sobald Finger keinen Abdruck mehr auf dem Material hinterlassen und es dennoch nicht völlig ausgetrocknet ist, beginnt man mit der zweiten Schicht. Dies sollte nach etwa einer halben Stunde der Fall sein. Wenn das Material schon zu trocken ist, kann mit einer Sprühflasche nachgeholfen werden. -
Schicht
Auf die druckfeste erste Tadelaktschicht folgt nun die zweite Schicht mit einer Dicke von 1 bis 2 mm, die ebenso eine Weile anziehen muss. Anschließend wird die Fläche mit einer Glättekelle, die etwas schräg gehalten wird, verdichtet, bis eine ebenmäßige Oberfläche entsteht. Dieser Schritt erleichtert und beschleunigt die nächsten Arbeitsschritte des Polierens und Seifens.
Polieren
Ist auch die zweite Schicht angetrocknet und druckfest, wird die Oberfläche in
Kreisbewegungen mit Hilfe eines Poliersteins verdichtet, so dass die Kalkporen
verschlossen werden. Erst wenn ein Widerstand bei der Behandlung mit dem
Polierstein zu
spüren ist, wird mit diesem Arbeitsschritt begonnen, da der Tadelakt ansonsten
noch nicht ausreichend angezogen ist. Unter etwas Druck wird bis zum Entstehen
eines Glanzeffektes in kleinen Kreisbewegungen poliert.
Seifen
Im Idealfall erfolgt das Auftragen der
Glätteseife
sofort nach dem ersten Polieren, es muss aber in jedem Fall am selben Tag wie
die beiden Tadelakt-Schichten passieren. Das Konzentrat wird mit Wasser im
Verhältnis 6:1 verdünnt und mit einem weichen Pinsel aufgestrichen. Ist das
Einseifen abgeschlossen, lässt man das Material trocknen, bis die Oberfläche
matt aussieht, woraufhin sie auf Glanz poliert wird bis eine glatte,
ebenmäßige Oberfläche entsteht. Durch diesen Arbeitsschritt erhält der
Tadelakt seine Hydrophobie und seine charakteristische samtig glatte Haptik.
Nachseifen
Um ein noch glänzenderes und langlebigeres Ergebnis zu erzielen, hilft es nach
einem bis spätestens zwei Tagen nochmals Seife aufzubringen. Nach dem erneuten
Seifen wird mit Plastikfolie, zum Beispiel
Abdeckfolie
oder transparenten Müllbeuteln, über die Oberfläche poliert. Bei stark
beanspruchten Oberflächen kann dieser Prozess auch mehrfach wiederholt werden.
Nachbehandlung und Pflege
Nach etwa einem Monat ist der Putzanstrich vollständig ausgetrocknet. Um Beschädigungen der Oberfläche in äußerst stark beanspruchten Bereichen vorzubeugen, ist es empfehlenswert alle ein bis zwei Monate nachzuseifen.
Zur Pflege der Tadelaktoberfläche kommen keine säurehaltigen Mittel in Frage, da diese das kalkbasierte Material angreifen. Stattdessen kann Marseiller Seife mit einem weichen Tuch aufgetragen werden. Mindestens einmal am Tag benötigt der Putz die Möglichkeit zu trocknen. Idealerweise wird die Oberfläche nach stärkerem Wasserkontakt, wie beim Duschen, abgewischt.